In unserer Mitte: Antisemitismus

Antisemitische Vorfälle nehmen weltweit zu. Im Zuge der Terrorangriffe der islamistischen Hamas auf israelischem Gebiet und den darauf folgenden militärischen Reaktion Israels im Gaza-Streifen entlädt sich der Hass auf Jüdinnen:Juden. Das geschieht auch in Deutschland: Der „Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus“ (RIAS) meldete zwischen 7. Und 15. Oktober bereits 202 Fälle von Antisemitismus. Jüdinnen:Juden können diesen Vorfällen nicht aus dem Weg gehen: Sie ereignen sich auf der Straße, an der Hauswand, bei Gedenkstätten, beim Fußballspiel, in der Schule oder im Internet.

Auch in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen kam es zu antisemitischen Vorfällen. So wurden z. B. in Halle und Jena Gedenkveranstaltungen für die Terroropfer der Hamas durch pro-palästinensische Gruppen gestört. In Dresden wurde indirekt zu Pogromen gegen Jüdinnen:Juden aufgerufen und in Leipzig der Terror der Hamas als Widerstand verharmlost: Die Hamas sei eine „fortschrittliche Kraft“ der palästinensischen Freiheitsbewegung.

Antisemitische Vorfälle in allen Bereichen der Gesellschaft

Die schiere Menge und Härte antisemitischer Aussagen auf Social Media und in öffentlichen Äußerungen einzelner Gruppen verleitet manche dazu, im radikalen Islamismus die Hauptquelle des Hasses auf Jüdinnen:Juden zu sehen. Dieser Eindruck ist falsch, denn Antisemitismus trat auch schon vor dem 7. Oktober auf. Er ist in der gesamten Gesellschaft zu finden, bei politisch linken und rechten, bei muslimischen, christlichen und konfessionslosen Menschen. In der folgenden Galerie stellen wir bedeutende Vorfälle von Antisemitismus in Thüringen im vergangenen vor.

Sich Antisemitismus entgegenstellen

Antisemitismus ist (leider) alltäglich und geschieht auch in deiner unmittelbaren Umgebung. Er kann nicht einer bestimmten Gruppe allein zugeschrieben werden. Die Dunkelziffer der Vorfälle ist hoch. Es ist wichtig, selbst dagegen aktiv zu werden, denn der Hass auf Jüdinnen:Juden rüttelt an den Grundfesten unserer Gesellschaft. Die folgenden Organisationen und Programme leisten wichtige Aufklärungsarbeit. Bei ihnen kannst du dich über den Kampf gegen Antisemitismus informieren und selbst aktiv werden.

RIAS sammelt Daten über antisemitische Vorfälle in Deutschland. Über www.report-antisemitism.de kannst du selbst Vorfälle niederschwellig melden.

Ofek (אופק) ist eine Beratungsstelle für Betroffene antisemitischer Gewalt. Die Organisation bietet auch Workshops und Fortbildungen zum Thema an.

Das Programm „Meet a Jew“ des Zentralrats der Juden leistet wichtige Bildungsarbeit, indem es die authentische Begegnung mit Jüdinnen:Juden ermöglicht. Über das Programm kommen jüdische Menschen in Schulklassen, sodass niedrigschwellige und lebensnahe Begegnungen mit der Vielfalt des Judentums möglich werden. Außerdem sind zahlreiche Arbeitsmaterialien zur Vor- und Nachbereitung online verfügbar.

Red. Arvid

Bildnachweise

Alle Bilder entnehmen wir dem Jahresbericht 2022 des RIAS Thüringen. (Amadeu Antonio Stiftung [Hrsg.], Antisemitische Vorfälle
in Thüringen 2022, Berlin 2023)

Zu der weiten Verbreitung von Rechtsextremismus und damit verbundenen Entwicklungen in Thüringen lies unseren Beitrag hier.


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